Kölner Stadtanzeiger 05.10.2009
Kräftig mit kölschem Witz gewürzt
Von Roland Schriefer, 05.10.09, 14:10h
In ihrem neuen Stück mischen die Pollypen einen Campingplatz auf. Die Poller Laienspielgruppe hat die Komödie „Rabbatz auf dem Campingplatz“ mit kölschem Witz gewürzt.
POLL Jupp Bruns ist ein Asi wie aus einem Kölschen Bilderbuch. Mit seiner verhuschten Frau Trudi und seinem großkotzigen Sohn Boris macht er Urlaub auf einem Campingplatz, schickt seine Frau Bier holen und behandelt seinen Sohn wie einen Idioten. Das kommt bekannt vor, wo liegt also das Problem? Natürlich bei den Nachbarn. Denn die Finkenstädts, Vater Heinz-Dieter, Mutter Mathilda, Tochter Klara und die „Maman“ genannte Großmutter, passen mit ihrer überheblichen Art so gar nicht auf einen Campingplatz. Sie sind auch nur hier, weil „Maman“ die Woche Urlaub bei einem Kreuzworträtsel gewonnen hat.
Ohne Bad und Kellner
Sie bestand darauf, von der Familie ihrer Tochter begleitet zu werden. Nun sind sie da und fühlen sich in die Steinzeit zurück versetzt, denn es gibt kein Bad, keine ordentlichen privaten Toiletten, kein Restaurant, keine Kellner und so weiter. Die Theatergruppe „Pollypen“ aus Poll haben sich für ihre 19. Produktion das meist gespielte Bühnenstück von Holland ausgesucht. Carl Slotboom hat „Rabbatz auf dem Campingplatz“ verfasst, und die Poller Laiengruppe hat die Komödie um die beiden Familien Bruns und Finkenstädt kräftig mit kölschen Worten und kölschem Witz gewürzt.
Das tut dem schlichten Stück sichtlich gut. Was im Normalfall wie ein fader Aufguss allzu bekannter Vorurteile aussehen würde, gewinnt durch die fetzigen kölschen Dialoge an Fahrt und Witz. Jupp Bruns (Lutz Bel) ist der Gewinner der Partie. Er kommt als einziger davon, ohne Federn lassen zu müssen. Tochter Klara Finkenstädt (Mara Klier), die offenbar einzige Normale in der Familie, und der linkische Student Michael Palme (Thomas Hasenberg), der auf dem Campingplatz aushilft, finden zusammen. Vater Finkenstädt (Michael Starsch), ein wahrer „Schluffekruffer“, emanzipiert sich mit Hilfe von Jupp und einiger Gläser Cognac. Mutter Finkenstädt (Kristina Bel), eine Zicke par excellence, die ständig ihrem Gatten über den Mund fährt, und „Maman“ erleben schließlich doch noch die Freuden eines feucht-fröhlichen Campingurlaubs vermittels einer „Enten-Polonäse“. „Da ist ja quasi alles in Butter“, um es mit den Worten von Jupp sagen.
Alles in Butter
Viel Tiefgang oder gar vielschichtige Charaktere darf man von „Rabbatz auf dem Campingplatz“ nicht erwarten. „Wir wollen unser Publikum zum Lachen bringen, das ist alles“, sagt Regisseur Frank Renn. Das gelingt den Pollypen ganz ohne Zweifel, zumal sie sich ja auf ein über fast zwei Jahrzente herangereiftes Stammpublikum verlassen können. Die sieben Vorstellungen sind daher auch beinahe ausverkauft.
Wahrscheinlich stehen die Pollypen, die sich vor 19 Jahren aus einer Sternsinger-Gruppe der Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit gegründet haben, aber zum letzten Mal auf der improvisierten Bühne des Jugendheims der katholischen Gemeinde. Das wurde nämlich an die Alexianer Brüdergemeinschaft veräußert. „Wir werden aber weiter spielen“, verspricht Oliver Pahlke, der Leiter der Theatergruppe. Als neuen Spielort haben die Pollypen das Poller Bürgerzentrum im Blick.
Weitere Vorstellungen sind für den 9., 10., 11., 16. und 17. Oktober jeweils 19.30 Uhr angesetzt.
http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1246883981334
Copyright 2009 Kölner Stadt-Anzeiger. Alle Rechte vorbehalten.Kölner Rundschau 08.10.2009
Türgriffe aus dem Internet
"Pollypen" begeistern mit neuer Komödie und vielen Details
LISA INHOFFEN
POLL."Das war das letzte Preisrätsel, das ich gelöst habe", sagt Großmutter Finkenstädt schnippisch und blickt abwertend auf den Wohnwagen mit der Nummer 198. "Und in diesen Wohnwagen gehe ich nicht rein!"
Schon bei den ersten Szenen auf der Bühne gab es Lacher im Publikum. "Rabatz auf dem Campingplatz" hieß das Stück, das die Theatergruppe "Pollypen" präsentierte, und der Rabatz kam wahrlich nicht zu kurz. In der Pfarrgemeinde St. Joseph und Heilige Dreifaltigkeit gab es wieder eine Komödie zu sehen, die von Situationskomik nur so strotzte.
Jede Menge Chaos und Gelächter
Großmutter Finkenstädt (Monika Renn) hat den ersten Preis bei einem Preisrätsel gewonnen: eine Woche Ferien in der Lüneburger Heide. Sie und ihre Familie erwarten bei ihrer Ankunft ein Luxushotel. Statt dessen wartet ein Wohnwagen auf einem Campingplatz, der nicht einmal ein eigenes Badezimmer hat. Doch das ist noch nicht alles: Gegenüber wohnt die Familie Bruns, eine bodenständige, echt kölsche Familie. In vielen Szenen treffen diese Gegensätze dann aufeinander, was natürlich für viel Chaos und vor allem für viel Gelächter sorgt.
"Unser Konzept ist immer noch dasselbe: Wir spielen Komödien mit viel Situationskomik", erzählt der Leiter der "Pollypen", Oliver Pahlke. Die Theatergruppe ist in ihrem 19. Jahr. Und in dieser Zeit hat sich nicht viel bei der Besetzung geändert. Angefangen hat alles mit einer Sternsingergruppe. "Wir waren damals zwischen 16 und 20 Jahre alt", erinnert sich Pahlke. "Im Grunde sind wir immer noch die gleiche Gruppe, nur älter geworden."
Mit der Zeit wurde aus der Jugendtheatergruppe ein professionelles Ensemble aus 28 Leuten. Jedes Jahr wird alles selbst gemacht: Von den Wohnwagentürgriffen, die man im Internet bestellt hat, bis zu der kleinen Salamanderrequisite, die an einem durchsichtigen Bindfaden über die Bühne gezogen wird. Den "Pollypen" ist es wichtig, dass das Bühnenbild stimmig ist, damit sich das Publikum nicht von Details ablenken lässt. Auch die Kostüme wurden passend zu den Charakteren angefertigt. Jupp Bruns in seinem weißen Feinripp-Unterhemd und der großen Sonnenbrille wirkt ebenso authentisch wie die affektierte Mathilda Finkenstädt mit ihrer blonden Föhnfrisur und ihrem schwarzen Kleidchen.
"Wir fangen immer drei Monate vor Beginn des Stückes an zu proben. In dieser Zeit steht alles zurück: Familie und Freizeit", lacht Pahlke. "Wir sind alle richtig gute Freunde geworden." Doch nicht nur sie sind zusammengewachsen. Auch die Zuschauer freuen sich jedes Jahr wieder auf eine neue Produktion der "Pollypen". "Wir haben ein sehr treues Publikum."